Wohnen-abschreiten-sortieren

2016

Neuer Kunstverein Wuppertal

Wohnen - abschreiten -sortieren

„In ‚wohnen – abschreiten – sortieren‘ experimentiert Gather mit der Verschränkung von Kunstprojekten, die er in vielen deutschen Regionen und im Ausland mit klarem Kontextbezug realisiert hat, und dem halböffentlichen Ausstellungsraum. In einer Kombination von „Übriggebliebenem“ aus Kunstereignissen im Außenraum und eigens für den Kunstraum geschaffenen Arbeiten entfaltet sich ein seltsam entrücktes Raumgebilde zwischen Inszenierung und Dokumentation. Dinge mit obsoleter Funktion präsentieren sich als teils autonome, teils nutzbare Skulpturen oder als Ausstellungsarchitektur. Angelagerte Arbeiten und Filme thematisieren stillgestellte Handlungen und schöne, aber hinfällige Objekte.“ Erik Schönenberg, Neuer Kunstverein Wuppertal

Wohnen – Abschreiten – Sortieren benutzt eine Auswahl von Projekten, die ich im Laufe der letzten Jahre im städtischen und ländlichen Raum realisiert habe. Es ist das Experiment, diese Arbeiten im Kunstraum sichtbar zu machen, ohne sie rein dokumentarisch nachzuerzählen. Arbeitsfragmente werden zum Träger für eine neue Situation, die die Färbung und Sprache der vergangenen, temporären Projekte mit eher musealen (oder wohnräumlichen) Arbeiten zusammenbringt.

Mit dem Wohnen bin ich „in Gewohntes eingebettet, um Ungewöhnliches hereinholen und um Ungewöhnliches machen zu können. Ich bin in Redundanz gebettet, um Geräusche als Informationen empfangen und um Informationen herstellen zu können. Meine Wohnung, dieses Netz von Gewohnheiten, dient dem Auffangen von Abenteuern und dient als Sprungbrett in Abenteuer.“ (Vilém Flusser, 1992)

Das Abschreiten gehört zu meinen künstlerischen Handlungsweisen: Hundeausführwege (Dog Spotting, 2007/2010) werden gegangen, Bewegungen in der Wohnung kartografiert (Wohnzeit, 2011), Landmarken auf alltäglichen Wegen abgesteckt (Dilly Daily Dishes, 2011). Abschreiten ist die „Dialektik zwischen Wohnen und Ungewöhnlichem“, die Verschiebung, die mir ein Bewußtsein für mein „Wohnen“ ermöglicht: „Bewußtsein ist eben jenes Pendeln zwischen Wohnung und Ungewöhnlichem, zwischen Privatem und Öffentlichem…“ (Vilém Flusser, 1992)

Auf das Hereinholen des Ungewöhnlichen in das Gewohnte folgt das Sortieren als ein Schritt des Sichtbarmachens. Autowerbehändlerkarten (Car Spam Card Collection, 2011) oder rechtwinklige Stöcke (Winkel, 2016), eigentlich vom Boden aufgehobener „Dreck“, werden sortiert und als wertige Sammlung behauptet. Schönheit wird sichtbar, wenn auch nur für einen Moment in dem „bekannten ästhetischen Zyklus: »häßlich – schön – hübsch  häßlich«.

 
 
 
 
 

Saugen
Stahl, Glas, Vorwerk-Saugmotoren, Schläuche, ca 90 x 400 x 80 cm, 2016

Rechtwinkler (Holz, Glas)

Filmstill

Ausstellungsansicht