Tempus Fugit

2017 / 2023

Neu-Ulm / Köln / Bad Homburg

Tempus Fugit Soundstück, 2017 27:47 min, geloopt
Ongoing Performance / Installation

2017 kamen die Rundfunksender auf die Idee, Verkehrsstaumeldungen nicht mehr mit Kilometerlängen anzugeben, sondern zu jedem Stau die „verlorene“ Zeit zu benennen. Das Soundstück TEMPUS FUGIT ist ein Zusammenschnitt dieser „Zeitverluste“ aus mehreren Monaten Staunachrichten. Es beginnt mit „Zeitverlust 10min“, und mäandert dann redundant, stoisch, konsequent rhythmisch und mit eigenwilliger Poesie, minutenlang durch die Zeitverluste, (nur sehr sparsam von situativen Informationen akzentuiert, in denen nach Verkehrsnachrichtenmanier auf einen großen Stein auf der Fahrbahn oder auf einen umgekippten Milchtransporter hingewiesen wird), bis es mit der Aussage „Zeitverlust möglicherweise mehrere Stunden“ endet bzw. von vorn beginnt. Leise und unaufgeregt legt TEMPUS FUGIT unseren hilflosen Umgang mit dem Stillstand dar. Als alltäglicher Normalzustand auf unseren Autobahnen kommt in den Blick, was durch die Pandemie umso mehr herausgefordert wird: unser stetig sich beschleunigendes Vorwärts-Hasten ist endlich. 

 

„Auch durch bewusst geschaffene Räume, in denen ein Aussetzen und Stille möglich werden, wie in der Arbeit „Tempus fugit“ (2017) des Künstlers Oliver Gather, kann Stillstand zeitgenössischem Stress und Effizienzstreben antworten. In dem Hörstück werden 30 Minuten lang Zeitansagen, wie man sie aus Stauberichten kennt, aufgezählt. In der Ansage ist von Zeitverlust die Rede: Zeitverlust etwa 10 Minuten, Zeitverlust mehr als 10 Minuten, 5 Minuten Zeitverlust usw.

Tatsächlich aber kann man Zeit nicht verlieren, man kann sie nur sinnlos oder aber sinnvoll verbringen, selbst im Stau auf der Autobahn, oder gerade im Stau auf der Autobahn, wenn man sich dazu entschließt, sich auf die Lebenszeit, die man jetzt gerade verbringt, einzulassen und ihr nicht ständig zu entfliehen.“ Ann-Katrin Günzel, Asap – MIT HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT IN DIE ZUKUNFT, KUNSTFORUM International Bd. 267, Mai 2020, „post-futuristisch. Kunst in dystopischen Zeiten“ S. 58-61

 
 

 

 
 

 

 
 
 
 
 
 
 

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